07.11.2011

Polizeigewalt in Ratzeburg!

Am Freitag, den 04.11.11 kam es zu einem erschreckenden Vorfall von Polizeigewalt in Ratzeburg. Eine Gruppe von Jugendlichen wurde von Polizisten schikaniert, verprügelt und gefoltert.
Hier eine von UnterstützerInnen herausgegeben Pressemitteilung:


"[RATZEBURG] In der Nacht vom 4.11.2011 zum 5.11.2011,zwischen 01:00 Uhr und 03:15, wurden vier Heranwachsende Opfer polizeilicher Übergriffe in Ratzeburg/St. Georgsberg. Im Folgenden dokumentieren wir, die Unterstützer, die Geschehnisse der oben genannten Zeit. 
Gegen 01:00 befinden sich die vier Heranwachsenden auf dem Nachhauseweg, als sie von einem aggressiv wirkenden jungen Mann verfolgt und schließlich aufgefordert werden, ihre Ausweise auszuhändigen. Die überraschten Jugendlichen halten dies für einen Trick, damit dieser die Geldbörsen entwenden kann, da dieser sich nicht als Polizist ausweisen will oder kann. Weiteren Aufforderungen sich als Polizist erkenntlich zu machen, z.B. in Form eines Dienstausweises, kommt er weiterhin nicht nach, sondern lässt im Dunkeln nur einen kurzen Blick auf eine Schusswaffe zu, die unter seiner Jacke an der Hüfte hängt. Die nun stark verängstigten Jugendlichen setzen einen Notruf an die Polizei ab und versuchen, sich aus der Bedrohungslage zu entfernen. Daraufhin hält der Mann einen der Jugendlichen fest und schlägt unvermittelt zwei Mal mit der Faust ins Gesicht. In diesem Moment taucht ein PKW mit einem männlichen Insassen auf. Dieser steigt aus, eilt auf die Gruppe zu, gibt dem Angreifer eine Taschenlampe und beginnt die Jugendlichen zu beleidigen. Diese haben den Eindruck, dass die zweite Person angetrunken ist, da dieser undeutlich spricht und äußerst aggressiv auftritt. 
Wenige Minuten später erreichen zwei Streifenwagen den Ort des Geschehens. Einer der erleichterten Jugendlichen geht auf die Polizei zu, bittet diese um Hilfe und schildert das Geschehene. Zur Überraschung des jungen Studenten geben die Beamten zu erkennen, dass die zwei Unbekannten ebenfalls Polizeibeamte sind. Der irritierte Jugendliche möchte eine Anzeige gegen die zwei Zivilbeamten stellen. Daraufhin werden seine Personalien aufgenommen. Gleichzeitig wird ein Freund des Opfers von einem Streifenbeamten brutal zu Boden geworfen, weil er sich bei einem Beamten nach dem Sinn der vorangegangenen Maßnahme erkundigt. Offensichtlich war der Beamte mit der Situation überfordert, dem Jugendlichen den Sachverhalten des Polizeieinsatzes zu schildern. Die folgenden Ereignisse überschlagen sich und erschrecken uns in ihrer Brutalität.* 
Ein 16-Jähriger, der die Maßnahme verbal in Frage stellt, wird gegen einen Stromkasten geschleudert und mit Handschellen gefesselt. Sekunden später findet sich der Jugendliche mit dem Gesicht auf dem Gehweg wieder, zwei Beamte knien auf seinem Nacken und auf seiner Hüfte. Ein Beamter drückt das Gesicht des Jugendlichen immer wieder auf den Gehweg. Der brutal fixierte Jugendliche weist immer wieder darauf hin, dass er auf Grund der viel zu fest eingestellten Handschellen, starke Schmerzen hat. Die Reaktion sind Tritte, Schläge und Hohn für den liegenden, gefesselten Jugendlichen. Dieser wird daraufhin in ein Polizeifahrzeug verbracht, auf der Fahrt wird er weiterhin malträtiert. 
Auf der Wache wird er permanent am Boden gehalten und mit einem Stiefel ins Gesicht getreten. Im direkten Anschluss wird ihm seine Kapuze über Nase, Mund und Augen gezogen und von mindestens vier Polizisten misshandelt. Einer der Polizisten machte dann darauf aufmerksam, dass der Jugendliche „schon keine Luft mehr bekommt“. 
Der hilflose Jugendliche wird an seinen Haaren mehrere Meter zu einer Zelle gezerrt. Hier wird er im Beisein von vier Polizisten brutal entkleidet. Anschließend wird er durchsucht und nur wieder leicht bekleidet. 
In der kühlen Zelle wird er nun ungefesselt zurück gelassen. Der Minderjährige darf weder seine Eltern anrufen, noch wird er über seine Rechte aufgeklärt. Auch eine wärmende Decke wird ihm verwehrt. Nach knapp zwei Stunden wird ein Elternteil benachrichtigt, so dass dieses ihn abholt. 


Wir als Unterstützer der Betroffenen möchten hier noch mal klar stellen: 
die Jugendlichen gaben nie Anlass für diese Art Polizeieinsatz, da sie nie körperlich ausfällig wurden! 
zu keiner Zeit wurde an die physischen und psychischen Folgen für die Betroffenen gedacht! 
das Verhalten der zwei Zivilpolizisten hat diese ganze Situation hervorgebracht! 
es wurde klar gegen geltendes, aber vor allen Dingen moralisches Recht verstoßen! 
die Polizisten wussten von ihrem unrechtmäßigen Handeln und versuchten eine vermutete Dokumentation der Situation zu verhindern! 
kein einziger Polizist unternahm den Versuch dem Jugendlichen zu helfen! 


Wir als Freunde und Unterstützter der Betroffenen fordern eine lückenlose Aufklärung und Konsequenzen für alle beteiligten Polizisten! Wir haben diesen ganzen Sachverhalt möglichst sachlich geschildert, nicht übertrieben und sind dennoch verstört, welches Bild sich uns bietet. Alle beteiligten Jugendlichen haben unabhängig voneinander die gleichen Beobachtungen gemacht und uns diese geschildert. Auch die Verletzungen sprechen Bände... 


Aus taktischen Gründen haben wir, falls es zu einem Gerichtsverfahren kommen sollte, nicht alle Einzelheiten erwähnt. In der Gesamtheit spiegelt der Text jedoch das Geschehene wider und verschweigt keine wesentlichen bzw. für den Verlauf relevanten Fakten."


Wird sind mehr als erschrocken über die Brutalität des Vorfalles.
Dennoch war das keine Einzelfall, sondern reiht sich viel mehr in eine Reihe von Polizeiübergriffen in Ratzeburg ein. Schon mehrmals fiel die örtliche Polizei negativ auf.
Auch wenn dies nichts wieder gut macht, müssen nun die Geschehnisse aufgeklärt werden und die Täter zu Rechenschaft gezogen werden.
All unsere besten Wünsche gehen an die Opfer. Wir hoffen das ihre seelischen und körperlichen Verletzungen schnell heilen und sie wenigstens ein wenig Gerechtigkeit erfahren werden.
Gebt nicht auf, ihr seid nicht alleine!

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